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Artikel aus dem Main-Echo am 06.01.2012 von Stefan Reis
Schönheiten in Stein
Kunst: Seltene Lithografien und Radierungen von Christian Schad in der Aschaffenburger Galerie Viola — Dabei verschollen geglaubtes Porträt von 1921
Aschaffenburg Sie zählen zu den begehrten Werken auf dem Kunstmarkt, in der Aschaffenburger Galerie Viola hängen Beispiele gleich links neben dem Eingang: Lithografien von Christian Schad (1894 bis 1928) aus den 1920er und '30er Jahren.
Meisterwerk, Schönheit: Christian Schads »Clelia«, zu sehen in der Aschaffenburger Galerie Viola.
Foto: Stefan Gregor
Und dann findet sich in der aktuellen Ausstellung mit seltenen Grafiken des nach dem Zweiten Weltkrieg in Aschaffenburg und Keilberg (Kreis Aschaffenburg) tätigen Künstlers noch eine Rarität: ein von Schad selbst gestaltetes Plakat zu seiner Ausstellung im Schloss vom 23. April bis 8. Mai 1955.
30 Exemplare stellte der Begründer der Neuen Sachlichkeit damals her, das in der Galerie Viola gezeigte trägt die Nummer 16. Möglich wurde die Raritäten-Schau in der auf Schad spezialisierten Galerie durch eine Sammlungsauflösung, auf Vermittlung des Christian-Schad-Archivs in Rottach-Egern kamen Werke daraus nach Aschaffenburg.
Innerhalb des Fundus von etwa 50 Objekten kommen neben dem Ausstellungsplakat drei Lithografien — Drucke nach einer in Stein gezeichneten Vorlage — und eine Radierung besondere Bedeutung zu:
Die 1921 entstandene Lithografie »Clelia« gilt als Schads grafisches Hauptwerk der '20er Jahre. In einer Auflage von 15 Exemplaren gedruckt, galt sie Jahrzehnte lang als verschollen,
bis sie nun in der aufgelösten Sammlung entdeckt wurde. Ebenfalls von 1921 stammt die Lithografie »La ginestra«, die zu den wenigen Exemplaren aus dem Schad-Fundus zählt,
die nicht durch einen Wasserschaden beschädigt ist.
Von seiner Schwägerin Baronesse Lisa von Weidenbach fertigte Christian Schad 1931 ein Lithografie-Porträt an: nach Experten-Meinung das wohl schönste Porträt aus der Hoch-Zeit der Neuen Sachlichkeit.
Sich selbst mit dem französischen Frühromantiker Aloiysius Bertrand (1807 bis 1841) setzte Schad 1977 in der Radierung »Selbstporträt« in Szene.
Damit ist das bei Viola zu sehende Werk eine ideale Ergänzung zu der im Schlossmuseum gezeigten Schadografie-Schau »Inspiration - Schad und die Literatur« mit
dem zwischen 1963 und 1977 entstandenem Zyklus »Gaspard de la nuit«. Bertrand begründete mit dem gleichnamigen Schriftwerk die Geschichte des Prosagedichts und
das erhob darin das Symbol zum Sinnbild für zeitlose Gültigkeit.
Schadografien sind Fotoabzüge in einer von Christian Schad entwickelten Technik.
Stefan Reis
Seltene Schad-Grafiken (bis Montag, 16. Januar): Galerie Viola, Herrleinstraße 12, Aschaffenburg, Deutschland, Telefon 06021/24029
Montag bis Freitag 10 bis 12 Uhr und 14 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 13 Uhr